Selma Freud







Fast drei Jahre nach Olga Steindler promovierte Selma Freud am 1. Februar 1906.

Kindheit und Studium
Wissenschaftliche Laufbahn



Kindheit und Studium:

Selma Freud wurde am 21. August 1877 geboren.[1] Ihr Vater war der Protestant Simon Sigmund Freud. Er war Fabrikant in der Amerlingstrasse 19 und Hauseigentümer in Wien Mariahilf, Hugo–Wolf–Gasse 1, Ecke Loquaiplatz.[2]

Nach Absolvierung der Volksschule besuchte Selma Freud das Lyzeum des I. Wiener Frauenerwerbsvereines. Auch sie maturierte, wie Olga Steindler, im Anschluss daran an einem Prager Gymnasium. Ab 1901 studierte sie Physik als Hauptfach in Verbindung mit Mathematik an der Universität Wien. Ihre Dissertation „Über den Einfluss der Temperatur auf die lichtelektrische Empfindlichkeit eines negativ geladenen Conductors“ verfasste sie am Physikalischen Institut von Franz Exner. Ihre Dissertation wurde von Franz Exner und Ludwig Boltzmann approbiert.[3]



[1] Rigorosenakt Nr. 1968, Archiv der Universität Wien.

[2] Angetter, Daniela/Martischnig, Michael: Biografien österreichischer [Physiker]innen , 36.

[3] Rigorosenakt Nr. 1968, Archiv der Universität Wien.


Wissenschaftliche Laufbahn

Bis heute ist nicht bekannt, ob Selma Freud sich mit physikalischen Forschungen weiter beschäftigte. Weitere Informationen über Leben und wissenschaftliche Tätigkeiten fehlen, denn auch ihre Dissertation, die auf der Zentralbibliothek für Physik in Wien mit der Signatur DissD.1372 aufliegt, beinhaltet keinen Lebenslauf. Karl Przibrams Erinnerung an Selma Freud:

„Mit ihr zugleich [Lise Meitner, d. Verf.] promovierte eine andere Physikerin, Selma Freud, die im gleichen Zimmer in der Türkenstraße gearbeitet, sich aber später anscheinend nicht mehr wissenschaftlich betätigt hat.“[1]

Es konnte eruiert werden, dass Selma Freud der Heilsarmee betrat. In der Heilsarmee herrschte eine völlige Gleichstellung der Frauen in allen Angelegenheiten. Es war eine militärisch strukturierte, religiös–soziale Organisation. Selma Freud ließ sich in dieser Organisation zur Kapitänin ausbilden. Sie schaffte es, trotz Widerstand von der Bevölkerung und den Gemeinden einen Vorposten in Wien aufzubauen. 1926 wurde es ihr erlaubt, eine offizielle Gemeinde, ein so genannter Korps, in Wien zu errichten.[2]

Freud gründete in Österreich die vierseitige Monatsschrift „Der Kriegsruf“. Die erste Ausgabe wurde im Juli 1928 gedruckt. Bis Mai 1938 wurde die Zeitschrift weitergeführt. Freud publizierte darin einige Artikel:

Ø      Wien und die Heilsarmee, Der Kriegsruf Nr. 2, August 1928

Ø      Wenn Jesus nach Wien käme, Der Kriegsruf Nr. 2, August 1928

Ø      Und sie folgten ihm nach, Der Kriegsruf Nr. 48, Juli 1932

Ø      Reisebericht, Der Kriegsruf Nr. 64, November 1933

Aus ihrem Reisbericht von der Ausgabe Nr.64 geht hervor, dass sie am 27. September 1933 abends von Wien nach Jerusalem aufbrach. Am Ende des Artikels schrieb sie:

„Das nächste Mal, meine Freunde und Kameraden, darf ich, so Gott will, wohl schon von der Heilsarbeit im Heiligen Lande berichten.“ [3]

Möglicherweise gründete Selma Freud in Jerusalem ein neues Korps.



[1] Przibram, Karl: Erinnerungen an ein altes physikalisches Institut, 3.

[2] Angetter, Daniela/Martischnig, Michael: Biografien österreichischer [Physiker]innen , 36f.

[3] Freud, Selma: Reisebericht. In: Der Kriegsruf Nr. 64, November 1933, 3.