Michaela Küpferling


Aktuelles Arbeitsgebiet:

Magnetische Materialien spielen in unserem Leben eine größere Rolle, als wir glauben. Tagtäglich vertraut jede/r auf die "magnetische Kraft", wenn sie/er morgens ins Auto steigt, und sei es auch nur, um mit dem elektrischen Fensterheber etwas Frischluft hereinzulassen. In jedem Elektromotor, wie im Auto oder in Küchengeräten oder im elektrischen Rasenmäher, befinden sich Magnete. Auch im Computer finden magnetische Materialien Verwendung als Speichermedien. Natürlich denkt jeder auch sofort an die Scheckkarte in der Geldbörse, und nicht zuletzt sollte der Eisschrankmagnet erwähnt werden, der uns ermöglicht, die Eisschranktür bequem zu schließen, auch wenn wir schon beide Hände voll haben.

Mit eben jenem Material, aus dem auch Eisschrankmagnete gemacht werden, beschäftigt sich meine Dissertation. Es handelt sich dabei um hartmagnetische Ferrite mit hexagonaler Kristallstruktur. Dieses Material wurde bereits vor 50 Jahren entwickelt. Und dennoch ist das Interesse daran nicht erloschen. Der Grund dafür ist hauptsächlich wirtschaftlicher Natur: Das Material ist leicht herzustellen, chemisch stabil und vor allem billig. Was so viele Vorteile hat, muss natürlich auch einen Nachteil haben und der liegt darin, dass die magnetischen Eigenschaften nicht im Spitzenfeld von dem liegen, was man von einem guten Permanentmagneten erwartet. Doch für viele Anwendungen sind teure Seltene-Erde-Magnete (Seltene Erden = Lanthanide: Elemente der Ordnungszahlen 58-71) mit besseren magnetischen Eigenschaften nicht einsetzbar, was auch der Grund dafür ist, dass Ferrite einen über 50-prozentigen Anteil am Permanentmagnetmarkt besitzen. Deshalb wurden in den letzten Jahren mehrere Versuche unternommen, diese Ferrite zu verbessern, indem man ihnen Seltene-Erde-Elemente hinzufügt.

Meine Aufgabe im Rahmen der Dissertation ist es nun, bereits entwickelte Proben auf ihre magnetischen Eigenschaften hin zu untersuchen, den theoretischen Hintergrund für eine Verbesserung dieser Eigenschaften zu entwickeln und eigene neue Proben herzustellen.


Wissenschaftliche Laufbahn:


Michaela Küpferling und die Physik:

(Der folgende Text basiert auf einem Interview, das im Juni 2003 geführt wurde)

Wie sind Sie zur Physik gekommen?

Wie das Interesse ursprünglich geweckt wurde, weiß ich nicht mehr. Die Naturwissenschaft hat mich schon als Kind begeistert, so bin gerne ins Naturhistorische Museum gegangen und war fasziniert von den Skeletten der Dinosaurier. In der Oberstufe ist dann mein Interesse an der Physik erwacht. Bevor es noch Unterrichtsstoff war, habe ich mich schon informiert über Themen wie Relativitätstheorie und Quantenmechanik. Die rätselhaften Dinge waren es, die mich fasziniert haben. Phänomene, die man sich normalerweise nicht erklären kann. Ich habe auch meine Physik-Professorin nach Büchern gefragt und in Physik maturiert. Physik zu studieren habe ich in der Abschlussklasse beschlossen – auch animiert durch meinen Physik-Unterricht.

An das Institut für Festkörperphysik, meinem aktuellen Institut, bin ich durch eine Projektarbeit gekommen. Diese hat sich etwas hingezogen, sodass daraus gleich zwei wurden, und als sich anschließend die Gelegenheit geboten hat, an einem EU-Projekt mitzuarbeiten, war damit auch das Thema meiner Diplomarbeit mehr oder weniger vorgegeben. Vor allem durch die ansteckende Begeisterung meines Betreuers ist schließlich das Interesse an meinem Arbeitsgebiet entstanden, weshalb ich auch heute noch hier tätig bin.

Forschung zu betreiben, macht mir großen Spaß. Ob ich in Zukunft dabei bleibe, hängt jedoch von den Gegebenheiten ab. In Österreich gibt es auf meinem Gebiet der hartmagnetischen Ferrite nicht viele Möglichkeiten, es gibt auch nur wenige Firmen, die in dieser Richtung tätig sind. Ins Ausland zu gehen ist für mich grundsätzlich eine Option, hier habe ich aber noch keine konkreten Pläne.

Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht - was mussten Sie sich erarbeiten?

Prinzipiell sollte man großes Interesse für die Physik und Technik im Allgemeinen mitbringen. Nur mit dieser Voraussetzung wird man genügend Ehrgeiz entwickeln, dieses doch recht schwere Studium abzuschließen. Logisches Denken ist natürlich auch wichtig, doch das kann leichter trainiert werden. Und für Mathematik sollte man nicht ganz unbegabt sein, da ein großer Teil des Studiums aus Mathematik besteht. Hierbei hatte ich keine Probleme, da mir die Mathematik immer schon leicht gefallen ist. Hingegen musste ich im technischen Bereich viel lernen.

Das Interessante an der Physik ist eigentlich das Herumtüfteln an den Rätseln. Am Beginn steht die Überlegung, wie kann die Lösung eines Problems aussehen. Nach den Experimenten bzw. Berechnungen folgt die Überprüfung des Ergebnisses – kann die Lösung stimmen oder nicht. Wie ist das Verhältnis zur Vorüberlegung. Das finde ich interessant.

Wie erging es Ihnen während des Studiums?

Ich habe in der Schule noch nicht gewusst, was genau ich nach meinem Studium machen werde und habe auf der Technischen Universität Physik studiert, weil ich mir dachte, dass ich damit später bessere Chancen auch abseits der Wissenschaft haben würde.

Zu Beginn war das Studium eher schwierig. Ich bin – von einem Neusprachlichen Gymnasium kommend – ziemlich erschrocken, wie's gleich kräftig ans Rechnen gegangen ist. Aber ich habe schnell KollegInnen kennen gelernt und in der Runde ist es dann leichter gegangen. Die Bereiche, die mit Technik oder mit Mechanik zu tun hatten, sind mir aber doch schwerer gefallen und ich musste mein logisches Denken verbessern.

Von meinem Doppelstudium Mathematik/Physik ist mir in den ersten Semestern sicher die Mathematik leichter gefallen und ich habe auch mehr Mathematik-Studenten im Freundeskreis gehabt. Dennoch habe ich mich schließlich entschlossen, das Physikstudium abzuschließen, da es einfach für mich interessanter war.

"Ich ganz persönlich"

Abseits der Physik ist mir wichtig, eine gute Beziehung und Freunde zu haben. Die meisten meiner Freunde kommen nicht aus dem Bereich Physik, sodass in der Freizeit für Ablenkung gesorgt ist. Ich betreibe Tai Chi, tanze gerne – ich mache gerade einen Flamenco-Kurs –, und um richtig Auszuspannen gehe ich gerne wandern. Besonders interessieren mich andere Länder und Kulturen, weshalb ich sehr gerne verreise – dieses Jahr ist eine Indienreise geplant – und mich auch mit Sprachen beschäftige. Außerdem betreue ich auf meinem Arbeitsplatz ein kleines Aquarium, was, obwohl ich das früher nicht geglaubt hätte, eine faszinierende Sache ist und Einblick in die Funktionsweise eines Ökosystems gibt.

Welchen Rat würden Sie Mädchen oder Frauen mitgeben auf den Weg, wenn sie Physik studieren wollen?

Ich würde ihnen raten, keine Angst zu haben. Sie sollten einfach dieses Studium wählen, wenn sie an Physik interessiert sind, und gar nicht so viel überlegen. Es ist nichts anderes, Physik zu studieren als irgendein anderes Studium. Zwar ist es sicher nicht leicht, aber es gibt viele andere Studien, die auch viel Einsatz fordern.

Ich meine, man muss als Studierende gar nicht so viel Aufhebens darum machen, dass in dieser Studienrichtung weniger Frauen sind. Es stimmt, man ist als Frau in der Physik noch ein Außenseiter, aber damit muss man eben fertig werden. Und manchmal kann man das auch genießen, schließlich ist man etwas Besonderes. Ich bin mir sicher, die Situation wird sich irgendwann ändern, was zum Vorteil beider Geschlechter sein wird.


Das Interview führten Mag. Katharina Durstberger und Irene Brunner
Projektleitung: Mag. Helga Stadler

Links:

Institut für Festkörperphysik an der TU Wien

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