Elke Pilat-Lohinger


Aktuelles Arbeitsgebiet:

Mein Arbeitsgebiet sind die extrasolaren Planeten, das sind Planeten außerhalb des Sonnensystems – dies ist momentan eines der aktuellsten Forschungsgebiete in der Astronomie. Seit Entdeckung eines Planeten um einen sonnenähnlichen Stern -- im Jahre1995 -- hat man bereits mehr als 300 entdeckt. Ich persönlich beschäftige mich mit der Stabilität von Planetensystemen, und zwar hauptsächlich numerisch, das heißt, mittels Langzeitberechnungen von Planetenbahnen.
Von großem Interesse ist zurzeit zu untersuchen, ob ein Planet in der so genannten habitablen Zone ist. Das ist die bewohnbare Zone um einen Stern, in der Leben auf einem erdähnlichen Planeten möglich wäre. Eine der Grundvoraussetzungen für Leben in einem Planetensystem ist die Langzeitstabilität – möglichst für alle Planeten im System. Denn wenn ein Planet Chaos verursacht, dann könnte das auch für den Planeten in der habitablen Zone ein Problem sein. Daher sind Langzeitstabilitätsstudien sehr wichtig für das Fachgebiet der extrasolaren Planeten. Die Berechnungen werden entweder für ein bestimmtes Planetensystem gemacht oder es werden allgemeine Studien gemacht. Im zweiten Fall wird der Bereich zwischen Stern und dem bereits entdecktem Planet sowie außerhalb des Planeten mit Hilfe von Testkörpern auf Stabilität untersucht. Dabei wird überprüft, ob bzw. wo noch weitere Planeten sein könnten. Solche allgemeinen Studien können natürlich nur für einfache Systeme, d.h. für sog. „ein Stern-ein Planet“ Systeme gemacht werden – man muss hinzufügen, dass dies die Mehrzahl der Systeme sind. Mit Hilfe dieser allgemeinen Studien können wir den Beobachtern helfen, da Aussagen über die Stabilität eines neu entdeckten Planeten gemacht werden können – d.h. mit Hilfe von Stabilitätsdiagrammen zeigen wir ob der Bereich, wo der Planet vermutet wird stabil oder chaotisch ist.

Es gibt jetzt auch eine Internetapplikation namens ExoStab, die auf meine Initiative hin erstellt wurde, und auf die jeder zugreifen kann. Gibt man die bekannten Parameter eines Planetensystems ein, erhält man den gewünschten Bereich für den neuen Planeten und sieht sofort, ob dieser in einem dynamisch stabilen Bereich ist, oder nicht

Wissenschaftliche Laufbahn:


Elke Pilat-Lohinger und die Physik:

(Der folgende Text basiert auf einem Interview, das im Juli 2004 geführt wurde)

Wie sind Sie zur Astronomie gekommen?

Ich bin in einem kleinen Ort aufgewachsen, ca. 40 Kilometer östlich von Salzburg. Wer die Gegend kennt, weiß, dass sie vom Wetter nicht unbedingt begünstigt ist – aber in wolkenlosen Nächten, zeigt sich ein fantastischer Sternenhimmel – vor allem im Winter. Der Anblick hat mich schon in jungen Jahren fasziniert. Natürlich hab ich gefragt – so wie jedes Kind - was man denn da alles sieht. Man bekommt dann den großen Wagen, den kleinen Wagen erklärt und damit musste ich mich dann zufrieden geben. Mich hat zwar gewundert, warum nur diese Sterne zu Sternbildern zusammengefasst werden aber mehr erfuhr ich erst während meiner Schulzeit in Salzburg, als ich mir mein erstes Astronomiebuch kaufen konnte. Dann beschloss ich Astronomie zu studieren und erkundigte mich, ob dies überhaupt möglich ist. Um studieren zu können, musste ich die Schule wechseln – ich ging zu dieser Zeit in die Handelsschule, da ich anfangs gar nicht vor hatte, Matura zu machen. So machte ich mir Gedanken, in welche Schule ich wechseln soll. Da ich eher mathematisch begabt war, überlegte ich ins BORG – naturwissenschaftlicher Zweig – zu wechseln. Aber dann hätte ich, aufgrund meines spontanen Entschlusses, ein Jahr verloren. Schließlich siegte die Vernunft und ich wechselte nach dem ersten Jahr in die Handelsakademie – so hatte ich zur Not auch eine Berufsausbildung – falls nicht alles klappt beim Studium.

Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht - was mussten Sie sich erarbeiten?

Wie bereits gesagt, bin ich eher mathematisch begabt. Daher war der Arbeitsaufwand in Mathematik in der Schule nicht allzu groß. Die Faszination für den Sternenhimmel, war sowieso vorhanden und das Interesse für Physik hatte ich auch – wobei ich mich noch gut an meinen ersten Physikunterricht erinnern kann – ich war schon gespannt – und der Physiklehrer, ein alter Lehrer, meinte gleich zu Beginn, die Burschen sollen aufpassen, die Mädchen brauchen nicht aufpassen, die brauchen das eh nicht und verstehen das nicht. Sehr motivieren war das nicht. Nur bin ich nicht der Mensch, der das hinnimmt, sondern ich habe mir sofort gesagt, 'so ein Blödsinn! Das werden wir noch sehen!’.

Wie erging es Ihnen während des Studiums?

Ich glaube, der Wechsel von Schule auf die Uni ist sowieso ein wenig problematisch. Wer macht etwas Mathematisches an der Uni? Eigentlich nur jene, die gut waren in Mathematik in der Schule und für die war der Arbeitsaufwand meist nicht allzu groß. Jetzt kommt man auf die Uni und dann muss man erstmal realisieren, dass man sehr wohl fleißig arbeiten muss für eine positive Note. Aber mein Interesse an der Astronomie war so groß, dass ich ab dem dritten Semester richtig zu lernen begann. Und dieses Interesse ließ mich auch die wenigen unschönen Begebenheiten, die man als Frau in einem sog. Männerberuf eben haben kann, vergessen.

Wie sind Sie zu Ihrem derzeitigen Arbeitsgebiet gekommen?

Wenn ich an die erste Zeit meines Studiums denke, wäre ich eigentlich gerne Beobachterin geworden. Aber eine Reihe von Zufällen hat bewirkt, dass ich in der dynamischen Astronomie gelandet bin und heute an den 'extrasolare Planeten' arbeite. Und darüber bin ich sehr glücklich. Auf diesem Gebiet arbeiten viele verschiedene Gruppen, wie etwa die Beobachtung, die Formation, die Atmosphärenphysik und eben wir von der Dynamik. Außerdem ist ein neues Forschungsgebiet – die Astrobiologie – entstanden. Wo sich alles um Leben im Universum dreht. So kann man praktisch mit dem Thema extrasolare Planeten in einen anderen Forschungsbereich wechseln, wenn man will.

Wie waren Ihre ersten Erfahrungen mit der Wissenschaft?

Nach Abschluss meines Magisteriums wollte ich unbedingt ins Ausland. Mein Betreuer – Prof. Dvorak – hatte Kontakte nach Nizza. Dort ist eines der großen Zentren für dynamische Astronomie in Europa, wo man viele namhafte Wissenschafter, die auf diesem Gebiet arbeiten, antreffen kann. Ich habe dann einen Großteil meiner Dissertation am Observatorium in Nizza gemacht. Und bin in den Folgejahren jährlich ein, zweimal an das Observatorium zurück gekehrt aber nur für kürzere – zwei-, dreiwöchige – Aufenthalte. In dieser Zeit hab ich sehr viel gelernt und vor allem auch wie wichtig es ist, internationale Kontakte zu haben.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen, speziell Mädchen oder Frauen, mitgeben auf den Weg, wenn sie Physik studieren wollen?

Ich glaube, es ist ein Studium, das man aus Leidenschaft macht. Wenn man diese nicht hat, würde ich nicht raten Astronomie zu studieren, weil es leider sehr schwierig ist, eine Stelle zu bekommen. Man muss auf jeden Fall flexibel sein und man muss bereit sein, ins Ausland zu gehen.

"Ich ganz persönlich"

Mein Sohn ist jetzt zwölf und meine Tochter ist sieben. Beide sind in der Schule und brauchen daher meine Unterstützung, aber auch Kontrolle, um einen einigermaßen guten Lernerfolg zu haben. Somit bleibt für andere Dinge kaum noch Zeit. Von den Sportarten, die ich in jungen Jahren ausgeübt habe – wie Tennis spielen, Volleyball spielen, Windsurfen, Ski fahren – ist Ski fahren die einzige, die ich zur Zeit praktiziere. Dafür geh ich jetzt mehr Wandern – natürlich mit der Familie. Aber eigentlich wird meine gesamte Zeit aufgeteilt auf Beruf und Familie.


Das Interview führte Bakk. Birgit Schörkhuber
Projektleitung: Mag. Helga Stadler

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