Rudolf Pfeiffer


Aktuelles Arbeitsgebiet:

Mein Forschungsschwerpunkt ist Raman Spektroskopie an Kohlenstoff-Nanophasen. Raman Spektroskopie ist die Analyse von inelastisch gestreutem Licht, d.h., ein Laserstrahl mit bekannter Wellenlänge wird auf die Probe gerichtet und auf Grund der Wechselwirkung mit der Probe wird nicht nur Licht dieser Wellenlänge (elastischer Anteil >99%) zurück gestreut, sondern auch Licht mit etwas unterschiedlicher Wellenlänge. Diesem Wellenlängenunterschied entspricht eine Energiedifferenz, mit der z.B. Schwingungen der Atome und Moleküle in der Probe angeregt werden können.

Die Kohlenstoffphasen, mit denen ich mich hauptsächlich beschäftige, sind einerseits nanokristalline Diamantschichten und andererseits Fullerene, Nanoröhrchen und daraus abgeleitete Strukturen. Nanokristalline Diamantschichten werden z.B. zur Beschichtung von Werkzeugen (Drehstähle, Bohrer, etc.) verwendet. Weil die Diamantkristalle in diesen Filmen sehr klein sind, sind diese sehr glatt und erzeugen entsprechend wenig Reibungswärme. Fullerene sind kugelförmige Moleküle mit etwa 0.7 nm (0.7 Milliardstel Meter) Durchmesser. Nanoröhrchen sind kleine Röhrchen mit Durchmessern um 1 nm und Längen von bis zu einigen Millionstel Meter. Das Interessante an diesen Molekülen ist, dass sie ein "Innen" und ein "Außen" haben, und die physikalischen Eigenschaften auf beiden Seiten der Kohlenstoffwände sind unterschiedlich. Dies kann man messen, indem man z.B. andere Moleküle in diese Käfige einschleust und misst, wie sich deren Eigenschaften verändern.

Wissenschaftliche Laufbahn:


Rudolf Pfeiffer und die Physik:

(Der folgende Text basiert auf einem Interview, das im Jänner 2004 geführt wurde)

Wie sind Sie zur Physik gekommen?

Begonnen hat mein Interesse für Forschung und Technik ganz allgemein schon sehr früh. In meiner Volksschulzeit gab es im Fernsehen die Serie „Mondbasis Alpha 1“, in der es einen Wissenschafter namens Viktor gab. Und immer, wenn es ein Problem gab, hat Viktor es gelöst. Ich wusste damals, dass es genau das war, was ich auch einmal machen wollte. Das war die eigentliche Initialzündung, die aber nicht konkret in Richtung Physik ging. Das hat sich dann in der Zeit als HTL-Schüler herauskristallisiert. Meine Eltern haben diesen Weg dann auch insofern unterstützt, als sie mir freie Hand bei meinen Zukunftsüberlegungen gelassen haben.

Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht - was mussten Sie sich erarbeiten?

Neben der Physik habe ich mich immer auch schon für Mathematik interessiert, habe während der Unterstufe schon Oberstufenbücher gelesen. Dahinter ist wohl die Neugierde gestanden, warum was wie funktioniert. Ich habe nie einfach hingenommen, dass es funktioniert. Allerdings musste ich mir beim Studium eine neue Arbeitsweise - vor allem in der Mathematik - aneignen. Mittlerweile habe ich gerade das Formale an der Mathematik sehr zu schätzen gelernt.

Für die experimentelle Arbeit braucht es Sitzfleisch. Meistens klappen die Dinge zu Beginn nicht gleich wie gewünscht – da ist Ausdauer gefragt und meist funktioniert das Experiment irgendwann doch.

Grundsätzlich muss es einem Physiker Spaß machen, Fragestellungen nachzugehen und auch auf Kleinigkeiten Augenmerk zu legen. Denn möglicherweise kann Interessantes daraus hervorgehen, wenn man diese weiter verfolgt. Weitere wichtige Eigenschaften sind Unvoreingenommenheit und dass man keine zu raschen Rückschlüsse zieht.

Wie erging es Ihnen während des Studiums?

Ich habe zu Beginn Physik, Mathematik und Astronomie parallel studiert, in Astronomie den ersten Studienabschnitt abgeschlossen, die Mathematik war mir am Anfang zu formal und ich habe mich darauf dann weniger konzentriert. Irgendwann war es dann aus Zeitgründen nicht mehr möglich, alle drei Studien weiter zu betreiben und aus eher pragmatischen Gründen (sprich: Job-Aussichten) habe ich dann beschlossen, nur das Physikstudium abzuschließen - die Mathematik und die Astronomie waren für mich aber nicht weniger interessant als die Physik.

Speziell bei der Mathematik war der Unterschied zwischen Schule und Studium besonders groß. In der HTL hatten wir viel gerechnet und interessante Sachen gemacht (Fourier-Reihen, einfache Differentialgleichungen). Da hatte es keine Beweise und keine streng formalisierte Algebra gegeben. Daran musste ich mich erst gewöhnen – mittlerweile habe ich das aber zu schätzen gelernt und finde speziell Algebra sehr interessant.

Gewöhnungsbedürftig war auch die Organisation auf der Universität. Um alles musste man sich selbst kümmern und wollte man eine kompetente Auskunft, musste man meist zu mehreren Stellen laufen. Auch ein Freundeskreis auf der Uni musste erst gefunden werden. Und bis es soweit war, habe ich mich daher eher mit den ehemaligen Mitschülern aus der HTL getroffen. Aber schon dadurch, dass man die Leute auf der Uni ja ständig gesehen hat und alle in etwa die gleichen Probleme hatten, über die man dann geredet hat, war es eigentlich leicht, neue Freundschaften zu schließen.

Gegen Ende des Studiums neben meiner Diplomarbeit habe ich dann im Rahmen eines Praktikums ein Großbeispiel zur Infrarotspektroskopie gemacht, das zwar schöne Ergebnisse geliefert hat, aber das ich dennoch nicht restlos verstanden habe. Ich habe dann angefragt, ob ich in diesem Bereich im Sommer arbeiten könnte. Das hat auch geklappt und mir wurde dann angeboten, auf diesem Gebiet auch eine Dissertation zu schreiben und im Rahmen eines EU-Projekts über Diamantschichten mitzuarbeiten.

Wie es nach diesem Projekt weiter geht, weiß ich noch nicht. Natürlich würde ich am liebsten in der Forschung bleiben und als Post doc für einige Jahre ins Ausland gehen. Aber die Frage ist, was kommt danach. Es ist unklar, ob es in den nächsten zehn Jahren wirklich Chancen in diesem Bereich in Österreich gibt. Eine echte Alternative ist für mich eine Lehrtätigkeit - bis zum Ende meines Lehramtsstudiums dauert es aber noch ca. ein Jahr. Sollte ich dann tatsächlich als Lehrer arbeiten, dann würde ich das am liebsten in einer HTL tun, da es in diesem Schultyp neben Physik und Mathematik auch Labors und viele anwendungsorientierte Unterrichtsgegenstände gibt. Jedenfalls möchte ich – wenn es auf der Universität für mich nichts mehr zu tun gibt – weiterhin irgendwie mit Physik verbunden bleiben.

"Ich ganz persönlich"

Mir ist wichtig, dass ich Dinge tun kann, die mich interessieren und ausfüllen. Ich möchte auch immer die Zeit haben, mich mit Freunden zu treffen. Zu den Dingen, die mir Spaß machen – und wozu hat man denn sonst Hobbys –, gehören außerdem Radfahren und Lesen (hauptsächlich Science Fiction und Fantasy von Asimov bis Tolkien, aber auch z.B. Umberto Eco). Ich wandere gerne, meist in der Gegend um Mariazell oder – wenn Zeit und Geld es ermöglichen – in Schottland. Ein großer Traum wäre eine Trekkingtour durch Kanada, um einige Monate Freiheit und Natur zu genießen. Und damit es nicht langweilig wird, habe ich vor einiger Zeit gemeinsam mit einem Kollegen mit Säbelfechten begonnen (funktioniert wunderbar um Frust abzubauen).

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen mitgeben auf den Weg, wenn sie Physik studieren wollen?

Dass sie das auf jeden Fall tun sollen, weil dieses Studium wirklich sehr interessant ist. Ein ganz wichtiger Punkt ist aber, dass man nicht sofort aufgibt, wenn ein Problem auftaucht, sondern sich durchbeißt. Oft resignieren die Leute, wenn sie auf einen Punkt stoßen, den sie nicht verstehen. Das ist grundfalsch. Es ist schon klar, dass man in der Physik viele Dinge vielleicht nicht auf den ersten Blick versteht, dass Vieles unklar ist. Aber die kann man auch einfach mal liegen lassen und trotzdem weitermachen. Und wenn man dann irgendwann zurückgeht, dann hat sich das Problem meist von selbst aufgelöst. Ich meine, dass Burschen oder Mädchen da die gleichen Probleme haben. Irgendwann stößt jeder während des Studiums meist auf die selben Fragen.


Das Interview führten Irene Brunner und Mag. Katharina Durstberger
Projektleitung: Mag. Helga Stadler

Links:

AG Streuung und Spektroskopie
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