Derzeit arbeite ich am Institut für Isotopenforschung und Kernphysik im VERA Laboratorium und mache meine
Dissertation auf dem Gebiet PIXE „Protonen Induzierte Röntgen Emission“. Mit dieser Methode kann man unter
anderem auch zerstörungsfrei Kunstwerke untersuchen was im Endeffekt auch unser Ziel sein wird.
(Der folgende Text basiert auf einem Interview, das im Juli 2004 geführt wurde)
Wie sind Sie zur Physik gekommen?
In der Schule war ich zwar an Physik interessiert, bin aber des öfteren gerade mal so
durchgekommen. Zum Physikstudium bin ich per Zufall gekommen. Eigentlich wollte ich die Kunsthochschule besuchen,
habe aber die Aufnahmeprüfung nicht bestanden. Ich bin schon in der ersten Runde hinausgefallen und das Erste,
was im Vorlesungsverzeichnis gestanden ist, war A wie Astronomie, also habe ich A wie Astronomie auch begonnen.
Außerdem hat mir die Schule den Eindruck vermittelt, dass Astronomie wesentlich einfacher wäre,
als Physik an sich.
Der erste Studienabschnitt in Physik und Astronomie war sehr ähnlich und im Laufe der ersten Semester habe
ich mich inspiriert durch Professor Reischl, der mich im Aerosollabor mitarbeiten ließ, mehr und mehr
für die Physik interessiert und bin dann schließlich auch auf Physik umgestiegen.
Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht - was mussten Sie sich erarbeiten?
Ich war seit jeher sehr geschickt und habe auch gerne gebastelt. Das habe ich mitgebracht.
Das war das, was ich gut gekonnt habe und auch gut einbinden konnte. Was ich nachlernen musste, war die gesamte
Mathematik und das Sitzfleisch für die Theorie.
Ich sehe Mathematik als ein reines Handwerkzeug, das man sich für die Physik erlernen muss. In jedem
Studienfach gibt es etwas, das man sich hart erlernen muss. Zum Beispiel in Psychologie, auch da muss man sich mit
Statistik befassen.
Wie erging es Ihnen während des Studiums?
Am Anfang war das gesamte Physikstudium sehr mühsam, aber als ich das Studium nach einer
längeren Pause wieder aufnahm, ist es eigentlich sehr locker von der Hand gegangen. Es war deshalb
leichter, weil mir vorher der nötige Abstand gefehlt hatte. Oft ist man an einer Sache so nahe dran, dass man
das Wesentliche aus den Augen verliert. Man muss dann einen Schritt zurückgehen, um das Ganze nochmals von
Außen zu betrachten. Die Pause an sich habe ich aus rein finanziellen Gründen eingelegt. Nur leider war
es nachher in finanzieller Hinsicht umso schwerer. Zurückgekommen bin ich deshalb, weil mir die geistige
Herausforderung gefehlt hat und mir so bewusst wurde, was mein „inneres Kind“ wirklich befriedigt.
Wenn ich merke, dass etwas nicht das Richtige ist, drehe ich auf den Hacken um und gehe in eine andere Richtung.
Für mich persönlich und meine Laufbahn als Wissenschaftlerin war das Einlegen einer Pause das Beste,
was ich tun konnte.
Am Anfang habe ich im Studium kaum etwas verstanden. Es ist eine völlig neue Sprache für mich gewesen,
Wörter wie „Divergenz“, „Rotation“, „Gradient“ waren Fremdwörter
schlechthin.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich es bis jetzt verstehe. Ich habe vielleicht eine Ahnung davon.
Wenn man sich mit Kollegen unterhält, merkt man erst, wie viel auch die nicht wissen.
In den ersten beiden Semestern war es für mich besonders schwierig, da rund um mich Leute gesessen
sind, die immer gesagt haben „Ja, das ist so trivial!“ – „Kann
jemand bei Stunde Eins anfangen bitte – ich versteh kein Wort!“ Erst später habe ich Leute
kennen gelernt, die gesagt haben „Hör zu, ich versteh das genauso wenig – worum geht’s
eigentlich?“ Das war wirklich beruhigend zu hören. Nur nicht entmutigen lassen! Einfach durchbeißen
und was mir auch viel geholfen hat war, dass ich mir die Einführungsvorlesung öfters angehört habe.
Man entdeckt dann immer wieder auf Kleinigkeiten, die dann später sehr fesselnd sein können.
Was ist Ihr derzeitiges Arbeitsgebiet?
Derzeit arbeite ich am Institut für Isotopenforschung und Kernphysik im VERA Laboratorium
und mache meine Dissertation auf dem Gebiet PIXE „Protonen Induzierte Röntgen Emission“. Mit dieser
Methode kann man unter anderem auch zerstörungsfrei Kunstwerke untersuchen was im Endeffekt auch unser Ziel sein
wird.
Die Kunstwerke, die wir untersuchen sollen, sind Dürer Zeichnungen, die von der Albertina bereitgestellt werden.
Bei der Methode handelt es sich um eine Elementanalyse der Kunstwerke, wo man eine Art Fingerprint der Zeichen-
und Malmaterialien nimmt. Es werden dabei also keine Proben entnommen – es ist eine absolut zerstörungsfreie
Methode. Das ist auch das Um und Auf dieser Methode, die Bilder weder zu berühren noch eine Probe zu entnehmen.
Meine Aufgabe ist es, das System hier in Wien mit meinen Kollegen aufzubauen, zum Teil neu und weiter zu entwickeln
und Tests durchzuführen. Die wie auch die Messungen selbst, gehören zu meinem Hauptaufgabenbereich.
"Ich ganz persönlich"
Die Wochenenden mit meiner Familie sind mir seit Abschluss des Diplomstudiums „heilig“,
da ich ja während des Studiums immer gelernt habe. Meine ganze Familie gibt mir die Ruhe und die Kraft, aus der ich
am meisten schöpfen kann.
Außerdem mag ich bestimmte Fernsehserien und ich sammle Schuhe. Mittlerweile lese ich auch gern, woran ich
früher überhaupt kein Interesse hatte. Und ich bastle gern an sämtlichen Dingen, die mir unterkommen,
– sei es in der Wohnung oder am Auto – wenn ich nicht weiß, wie etwas geht, wird es zerlegt.
Welchen Rat würden Sie Mädchen oder Frauen mitgeben auf den Weg, wenn sie Physik studieren wollen?
Man soll immer nur das machen, was einem Spaß macht!
Was ich vor Allem wichtig finde ist, dass man seine Identität als Frau nicht verliert. Ich bin mit vielen
blöden Sprüchen konfrontiert worden. Man soll sich da einfach nichts weiter dabei denken. Und es bringt
einem nicht wirklich Nachteile, wenn man seinen Kopf durchsetzt. Immer am Ball bleiben!
Das Interview führten Mag. Lisa Fenk und Michaela Platzer
Projektleitung: Mag. Helga Stadler
Fakultät für Physik an der Universität Wien
Institut für Isotopenforschung und Kernphysik
VERA - Vienna Environmental Research Accelerator