Michaela Hafner


Aktuelles Arbeitsgebiet:

Dienststellenleitung im Modul Yield Management bei Infineon Technologies Austria


Wissenschaftliche Laufbahn:


Michaela Hafner und die Physik:

(Der folgende Text basiert auf einem Interview, das im Juni 2003 geführt wurde)

Wie sind Sie zur Physik gekommen?

Der früheste Berufswunsch, an den ich mich erinnere, war eigentlich der einer Archäologin. In die Physik bin ich nach der Matura mehr oder weniger hineingestolpert. Ich hatte die Handelsakademie abgeschlossen und mich bei der Studienwahl relativ spontan für Physik entschieden. Der Physikunterricht war sehr spannend und ich habe mich immer leicht dabei getan. Es hat mich einfach gereizt und fasziniert, Zusammenhänge in Natur und Technik zu verstehen und zu erkennen, wie was rund um mich passiert.

Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht - was mussten Sie sich erarbeiten?

Aus dem Studium ins Berufsleben mitnehmen konnte ich auf jeden Fall einerseits die Analytik und das Wissen, woher man welche Informationen bekommt und wie man diese strukturiert. Andererseits habe ich sicher auch die Herangehensweise an Problemstellungen und die Arbeitsweise aus der Physik übernommen.
Während meiner Arbeit bei Infineon musste ich mir Themen wie Personalführung und Projektmanagement erarbeiten. Wie man Projekte leitet und zum Erfolg bringt bzw. wie man Menschen erfolgreich führt, wurde leider auf der Uni überhaupt nicht behandelt.

Nach welchem Motto leben Sie?

Mein Lebensmotto klebt auf meinem Bildschirm: "Full power, no limit". Das passt eigentlich ganz gut zu mir. Bin ich erst an einem Thema dran, dann bin ich mit 200 Prozent dabei.

Wie erging es Ihnen während des Studiums?

Zu Beginn meines Studiums war es relativ schwierig für mich. Da ich mit der HAK ja eine völlig andere Vorbildung hatte, ging es mir manchmal so, als würde ich in einer Vorlesung in China sitzen. Während des Studiums musste ich einen riesigen Wust an Mathematik dazulernen; meine bisherigen Mathematikkenntnisse waren ja in eine ganz andere Richtung gegangen. Alleine in das Neuland der Beweise einzusteigen, war zu Beginn meines Studiums ein enormer Aufwand. Da ich jedoch jemand bin, der sehr strukturiert arbeitet und sehr gern Probleme löst, habe ich mich meinem Naturell entsprechend darin verbissen und bin dran geblieben.

Nachdem diese Schwelle so gegen Ende des ersten Studienabschnittes völlig überwunden war, war es sehr interessant. Da hatte ich alles aufgeholt, was die Kollegen schon vor mir gewusst haben; ab da war das Studium dann kein Problem mehr, und ich konnte so manchen Kollegen hinter mir lassen. Aber das Ganze aufzuholen, war schon ein schwieriger Prozess. Stünde ich nochmals vor der Wahl, würde ich jederzeit wieder Physik studieren – allerdings würde ich vorher eine HTL oder ein naturwissenschaftliches Gymnasium besuchen.

Grundsätzlich habe ich mir das Studium vor Beginn also leichter vorgestellt und auch praxisorientierter. Es gab an der Uni, an der ich studiert habe, vor allem theoretische Vorlesungen und nur wenige Praktika, bei denen man ein bisschen reinschnuppern konnte. Aber auch hier war die Praxisnähe nicht wirklich gegeben, da die Geräte meist relativ alt waren.

Ursprünglich wollte ich mich in Richtung Atom- und Kernphysik orientieren, bin dann aber relativ bald davon abgekommen, weil mir klar geworden ist, dass mir das Theoretische doch nicht so liegt und ich lieber nicht in der Wissenschaft arbeite. Ich bin dann gegen Ende des ersten Abschnittes so weit es möglich war in Richtung Halbleiterphysik gegangen. Ich habe in den Ferien begonnen, bei Infineon zu arbeiten, und nach dem zweiten Sommer war es für mich klar, dass es das ist, was mich wirklich interessiert. Ich habe in der Folge jeden Sommer hier gearbeitet und dann auch meine Diplomarbeit im Bereich der Qualitätssicherung bei der Chip-Herstellung bei Infineon (damals noch Siemens) geschrieben – meinen Betreuer auf der Uni habe ich mehr oder weniger nur der Form halber bzw. zum Gegenlesen gehabt.

Der geringe Frauenanteil unter den Studierenden war für mich nie ein Problem – weder von den Kollegen noch von den Lehrenden her. Dass sich so wenige Frauen trauen, Physik zu studieren, hat meiner Erfahrung nach schon mit der Erziehung in der klassischen Sohn-/Tochter-Rolle zu tun. Ich kann dazu nur sagen, traut euch!!

Wie kamen Sie zu Ihrem derzeitigen Arbeitsgebiet?

An der Uni hatte ich bereits vor Beginn meiner Diplomarbeit alle Prüfungen absolviert und dadurch das Glück, schon parallel zum Lernen für die Diplomprüfung bei Infineon in der Prozesstechnik anzufangen. Ich war verantwortlich für die reibungslose Fertigung, die Beurteilung und das Troubleshooting für eine bestimmte Technologie in der Villacher Produktion. Nach zirka eineinhalb Jahren habe ich dann die Chance ergriffen und zu einer anderen, komplexeren Technologie gewechselt. Dort habe ich nach einer Einschulungsphase die Möglichkeit erhalten, eine Teilprojektleitung zu übernehmen. Nachdem dieses Projekt abgeschlossen war, hat sich die Chance aufgetan, eine Dienststelle zu übernehmen, das heißt Verantwortung und Koordination in fachlicher und disziplinarischer Sicht für aktuell 18 Personen. Wir sind eine Supportabteilung und eine unserer Aufgaben ist die Unterstützung der Produktion beim Auftreten von Abweichungen und deren Abarbeitung. Wir analysieren das Thema und erarbeiten gemeinsam mit anderen Abteilungen Abstellmaßnahmen. Diese Arbeit ist sehr spannend und abwechslungsreich und man supportet alle Bereiche der Produktion.

"Ich ganz persönlich"

Einen großen, wesentlichen Part meines Lebens stellt die Arbeit dar, die aktuell den Großteil meiner Zeit beansprucht. Daneben gehe ich fast täglich joggen, mountainbiken und wenn es sich ausgeht, koche ich auch sehr gerne.
Ein weiteres meiner Hobbys ist das Lesen. Bevorzugte Lektüre habe ich eigentlich keine, ich lese querbeet vom Fachbuch bis zur Belletristik.
Ich reise auch sehr gerne, aber im Moment habe ich dafür leider zu wenig Zeit.

Welchen Rat würden Sie Mädchen oder Frauen mit auf den Weg geben, wenn sie Physik studieren möchten ?

Mein Ratschlag wäre, dass sich Mädchen nicht schon bei der Studienwahl entmutigen lassen und nicht einknicken, wenn sie auf Vorurteile stoßen. Sie sollen sich einfach trauen, dieses Studium in Angriff zu nehmen. Meinen Eltern wäre es seinerzeit auch lieber gewesen, ich hätte nach der Matura etwa in einer Bank angefangen zu arbeiten – aber jetzt sind sie um so stolzer auf mich.

Andererseits sollten sie sich aber auch dessen bewusst sein, dass einem bei diesem Studium nichts in den Schoß fällt, sondern dass es doch mit etwas Anstrengung verbunden ist. Aber da darf man eben nicht aufgeben und soll das Studium – auch wenn es Rückschläge gibt – durchziehen. Ich habe es noch nie bereut, Physik studiert zu haben!


Das Interview führten Mag. Natascha Riahi und Irene Brunner
Projektleitung: Mag. Helga Stadler

Links:

Infineon Technologies Austria AG: www.infineon.at