Lisa Fenk


Aktuelles Arbeitsgebiet:

Ich arbeite zurzeit an meiner Doktorarbeit im Department Neurobiologie und Kognitionsforschung bei Axel Schmid und beschäftige mich dabei mit dem visuellen System der Jagdspinne Cupiennius salei.
Die Studie soll zum besseren Verständnis des visuell gesteuerten Verhaltens beitragen, indem zwei wichtige fehlende Puzzle-Steine untersucht werden - nämlich das räumliche und zeitliche Auflösungsvermögen der Augen und die Leistung der Distanzdiskriminierung.
Cupiennius besitzt vier Paare von Linsenaugen: ein Paar so genannter Hauptaugen mit beweglicher Retina und drei Paare von Nebenaugen, welche mit einem reflektierenden Tapetum ausgestattet sind. Da die Retinabewegung in den Hauptaugen von der Bewegungsdetektion in den Nebenaugen abhängt, kann das Auflösungsvermögen der Nebenaugen indirekt über die Retinabewegung der Hauptaugen gemessen werden. In einer ersten Experimentserie wird die Retina-Muskelaktivität telemetrisch aufgenommen, während die Spinne mit bewegten optischen Stimuli konfrontiert ist. Im Moment versuche ich das räumliche Auflösungsvermögen zu bestimmen, indem ich den Spinnen bewegte Streifenmuster vorspiele. Unterhalb einer bestimmten Streifenbreite reagiert die Spinne nicht mehr auf die Bewegung, in diesem Bereich ist also ihr Auflösungsvermögen anzusetzen.


Wissenschaftliche Laufbahn:


Lisa Fenk und die Physik:

(Der folgende Text basiert auf einem Interview, das im Mai 2008 geführt wurde)

Wie sind Sie zur Physik gekommen?

Also das Interesse für Naturwissenschaften war, glaube ich, immer schon vorhanden. Schon als kleines Kind habe ich immer Sachen gesammelt. Ich hatte dann so eine eigene Sammlung mit Steinen, Wespennestern, Schlangenhäuten und ausgekochten Haifischlinsen, die mir der Papa geschenkt hat.
In der Schule haben mir Naturwissenschaften dann auch gefallen, also Biologie und Physik. Chemie eine Spur weniger. Und Mathematik auch eigentlich. Irgendwie hatte ich dann das Vorurteil, dass man in der Biologie tausende von lateinischen, botanischen Namen auswendig lernen muss, und das hat mich ein bisschen abgeschreckt. Physik hat mir immer gefallen und ich habe mir gedacht, Physik ist nie schlecht. Ich hab zwar damals nicht hundertprozentig gewusst, was ich einmal werden will, aber Physik hat mich interessiert. Ich glaube, dass das eine gute Ausbildung ist, mit der man viel anfangen kann. Auch, wenn man nicht unbedingt in dem Gebiet bleibt, gibt es viele Dinge, für die es trotzdem gut ist, wenn man von Physik etwas versteht. Ich habe aber auch nicht ausgeschlossen, dass ich in der Physik bleibe.

Wie erging es Ihnen während des Studiums?

Ich bin nach der Matura gleich nach Wien gekommen und habe Physik und Französisch angefangen. Ich wollte eine Mischung aus etwas naturwissenschaftlichem und etwas anderem, also künstlerisch oder geisteswissenschaftlich - diese Mischung hat mich irgendwie interessiert.
Im ersten Semester war alles ganz aufregend neu, also wenn man von der kleinen Stadt Klagenfurt nach Wien kommt.
An der Uni haben mir die Einführungsvorlesungen in Physik sehr gut gefallen. Ich habe viele Dinge leichter verstanden als in der Schule, weil sie viel, viel ausführlicher und mit vielen Experimenten erklärt wurden. Außerdem hat man in der Schule oft die mathematischen Vorkenntnisse nicht, um die Sachen zu verstehen.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich extrem nervös war vor meiner ersten Prüfung über die „Einführung in die Experimentalphysik 1“. Ich war echt aufgeregt und hab sehr viel gelernt, weil ich nicht wusste, welche Ansprüche an der Uni gestellt werden. Prof. Reischl hat mir dann einen Kaffee angeboten und dann war alles irgendwie nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das ist dann gut gegangen und irgendwie, …, es ist eigentlich dann alles immer gut gegangen. Ich hab an der Uni auch viele nette Kolleginnen und Kollegen gehabt und wir haben viel zusammen gearbeitet und das war eigentlich alles super.

Ein Jahr habe ich Erasmus in Paris gemacht. Das war eine super Erfahrung für mich. Am Anfang war alles chaotisch, weil ich keine Wohnung gehabt habe und diese ganzen Probleme, die viele Erasmus-Studenten haben, die Bürokratie. Lustig war auch, dass dort Physik ganz anders unterrichtet worden ist als bei uns. Bei uns in Wien gibt es sehr, sehr viele mündliche Prüfungen. In Frankreich ist alles schriftlich und es werden einem auch viel weniger Verständnisfragen gestellt; man bekommt einfach eine Aufgabe zum Rechnen und die muss man lösen. Das hat mir sicher in Mathematik recht viel gebracht, man hat das irgendwie automatisieren müssen. Bei der Prüfung hat man dann nicht die Zeit, ewig lang nachzudenken, und da müssen dann die Physik und die Mathematik schon irgendwie passen.

Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht - was mussten Sie sich erarbeiten?

Ich glaube, dass ich immer neugierig war, und dass ich den Willen gehabt habe, Sachen zu verstehen. Dass ich nachgebohrt habe, und dass ich bereit bin, Zeit zu investieren und mir Sachen zu überlegen, das habe ich sicher gehabt. Was ich mir erarbeiten hab müssen, naja, ich habe mir sicher viel erarbeiten müssen, aber was mir jetzt so spontan einfällt sind Geduld und Gelassenheit. Beim Experimentieren, da funktioniert einfach nicht immer alles gleich. Also irgendwie muss man das Experiment noch umbauen und dann funktioniert es vielleicht trotzdem nicht. Alles dauert länger als man denkt. Und dass man da die Motivation aufrecht erhält, sich nicht denkt, das wird eh nie funktionieren, das muss man erst lernen, weil meistens geht es dann doch irgendwann einmal...

Wie ergeht es Ihnen als Frau in Ihrem Beruf?

Hier bin ich die Physikerin unter Biologen. Das ist vielleicht eher untypisch, da wird niemand mit diesen Stereotypen kommen, dass für mich als Frau Mathe, Informatik und Technik nichts sind, sondern eher im Gegenteil. Ganz abgesehen davon, dass meine Kollegen sowieso nicht zu Vorurteilen neigen.
Aber auch vorher auf der Physik hab ich mich nie benachteiligt gefühlt.

Wie sind Sie zu Ihrem derzeitigen Arbeitsgebiet gekommen? Wie waren Ihre ersten Erfahrungen mit der Wissenschaft?

In Physik habe ich die Diplomarbeit bei Prof. Horvath von der Aerosolphysik über Eichenprozessionsspinnerraupen gemacht, nämlich über die Ausbreitung der giftigen Härchen der Raupen, die Hautausschläge und Asthmaanfälle auslösen können. Also ich habe einen Windkanal gebaut und dann die Sedimentationsgeschwindigkeit dieser Härchen gemessen. Herr Vogel aus Deutschland, der das normalerweise mit Pollen macht, hat dann mit meinen Daten numerisch abgeschätzt, wie weit diese Härchen vom Wind verbreitet werden können.

Da hab ich dann den Zugang zur Biologie bekommen, also zumindest zu dieser Schnittstelle zwischen Physik und Biologie. Und das Glück war, dass Prof. Horvath auch die Lehre „Physik für Biologen“ über gehabt hat. Ich war schon während der Diplomarbeit Tutorin im Praktikum „Physik für Biologen“ und später habe ich dann einen Lehrauftrag für das Praktikum und die Rechenübungen für „Physik für Biologen“ bekommen. Ich war da oft mit Studierenden der Biologie zusammen und habe mich immer mehr eingelesen. Es hat mich dann eben voll interessiert - das war dann ausschlaggebend für diesen Wechsel in die Biologie.

Wie ist Ihre wissenschaftliche Laufbahn weiter gegangen?

Nach der Diplomarbeit habe ich etwa zwei Jahre auf der Physik in ganz unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Einmal war ich Institutsreferentin und habe Sprechstunden übernommen, die Homepage, Prüfungsaufsicht, also organisatorische Sachen. Dann war ich kurz Assistentin in Ausbildung. Daneben habe ich den ersten Abschnitt in Biologie nachgemacht. Das war recht anstrengend eigentlich, also arbeiten, Lehraufträge, studieren. Und es war für mich schon klar, dass ich irgendwas an der Schnittstelle Biologie und Physik haben wollte. Dann hab ich dieses Institut entdeckt und gefunden, dass ich voll gut her passe. Das hier ist die Tierphysiologie und im Speziellen bin ich in der Sinnesphysiologie. Ich denke, dass es in der Sinnesphysiologie von Vorteil ist, wenn man sich auch für die physikalischen Mechanismen interessiert. Ich bin dann auch gleich sehr nett aufgenommen worden.

"Ich ganz persönlich"

Ich mache sehr gerne Sport, im Freien vor Allem. Ich bin sehr gerne in den Bergen und gehe Ski fahren, wandern und sehr gerne schwimmen, wie es sich gehört für jemanden, der am Wörthersee aufgewachsen ist. Und wichtig ist natürlich, dass ich das mit meiner Familie, mit meinem Freund oder mit Freunden mache. Das ist für mich sehr entspannend, die Probleme erscheinen weniger gravierend und man wird wieder irgendwie lockerer.
Für Kultur habe ich im Moment leider viel zu wenig Zeit, bzw. ich nehme mir zu wenig Zeit. Ich hoffe, dass das irgendwann einmal wieder besser wird.
Außerdem habe ich früher regelmäßig Gitarre gespielt, dann ganz lange gar nicht mehr und jetzt habe ich das wieder ein bisschen revitalisiert.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen, speziell Mädchen oder Frauen, mitgeben auf den Weg, wenn sie Physik studieren wollen?

Sie sollen sich auf keinen Fall einreden lassen, dass das viel zu schwierig sei. Ich habe eben auf der Uni bemerkt, dass Manches viel einfacher ist, als man in der Schule den Eindruck hat. Und die Physik ist ja viel breiter als die meisten denken. Es ist ein Vorurteil, dass man in Physik unbedingt ein Technik-Freak sein muss. Wenn man vielleicht technisch nicht so interessiert ist, gibt es genug Gebiete in der Physik, bei denen man reichlich wenig mit Technik zu tun hat. Zum Beispiel in Computational Physics oder in der Theoretischen Physik. Andererseits, wenn man nicht die ganze Zeit vorm Computer sitzen möchte, gibt es in der Physik auch andere Dinge und dann macht man eben z.B. Experimente.


Das Interview führte Bakk. Birgit Schörkhuber
Projektleitung: Mag. Helga Stadler

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